Vielfalt ist die Würze des Lebens

(Quelle: Wildtierhilfe Odenwald)

Aufgrund einiger Nachfragen und der Tatsache, dass immer noch falsche Informationen zu dieser Thematik im Umlauf sind, möchte ich hier also nochmal eine genaue Erklärung und Richtigstellung abgeben. Eichhörnchen mit dunkler Fellfarbe, die in Deutschland, Österreich oder der Schweiz leben sind ganz „normale“ einheimische Eichhörnchen und KEINE Grauhörnchen!

Die amerikanischen Grauhörnchen, die nach Europa eingeschleppt wurden leben zur Zeit (noch) ausschließlich in Großbritannien und Italien. Durch die Alpen, als natürliche Barriere, ist eine Zuwanderung bis jetzt noch nicht eingetreten. Grauhörnchen sind größer und schwerer als unsere heimischen Hörnchen (fast doppelt so schwer), haben eine etwas kompaktere Kopfform und keine Ohrpinsel, zudem sind sie i.d.R grau können allerdings auch ins Dunkle tendieren jedoch nie ins Rötliche.

Bei einer eindeutigen Identifizierung von Grauhörnchen müssen ALLE oben genannten Unterscheidungsmerkmale zutreffen, nur eine dunkle Fellfarbe oder das Fehlen der Ohrpinsel allein ist kein sicheres Unterscheidungsmerkmal, denn auch bei unseren einheimischen Eichhörnchen gibt es Tiere, die auch im Winter keine Ohrpinsel tragen. Und auch die Fellfarbe kann bei unseren Eichhörnchen stark variieren – von rötlich über grau bis zu tiefschwarz ist jede Farbvariante vorhanden. Man ging lange davon aus, dass diese Fellfarben bei unseren europäischen Eichhörnchen eventuell genetisch bedingt seien oder es sich um eine Mutation handelte - inzwischen ist man aber davon überzeugt, dass es ein Zusammenspiel von Lebensraum, Vegetation und klimatischen Bedingungen ist, welches die Farbvariationen entstehen läßt. Untersuchungen haben nämlich gezeigt, dass trotz gleicher genetischer Konstitution diese Farbunterschiede auftauchen. Markant ist eben, dass zB in höheren oder feuchteren Lagen (Mittelgebirge, Alpen) dunkle Varianten ihre größte Häufigkeit haben. Man nimmt an, dass die Tiere dort vermehrt das dunkle Fell tragen weil es zum Einen dichter und wärmeisolierender ist, zum Anderen aber auch die Ernährung eine große Rolle spielt.

So kommt in Pflanzen, Bäumen und ihren Samen (zB Fichtensamen) ein unterschiedlich hoher Gehalt von Aminosäuren vor, eben auch von der Aminosäure Tyrosin, die ua. auch ein Vorgängerstoff der Pigmente (Melanin) ist, die in der Haut, den Haaren und den Augen die Färbung bewirken. Auch eine bessere optische Anpassung und damit einhergehende Tarnung ist als Grund für die saisonale Farbveränderung des Fells zu nennen. So sind viele Eichhörnchen nach dem Herbstfellwechsel grauer, während sie im Sommer noch fuchsrot durch die Baumkronen sprangen. Wie vielfältig das Aussehen unserer Eichhörnchen sein kann möchte ich anhand einiger Bilder verdeutlichen – sie zeigen alle unsere einheimischen Hörnchen mal in hellem Rot, mal in einem Rotgrau, mal mit dunklem Aalstrich im Fell und mal in schwarz – manche Tiere auch im Sommer mit Ohrpinsel, andere ganzjährig ohne. Auch bei den Jungtieren sieht man da schon große Unterschiede – manche Kleine haben bereits mit 5 Wochen enorme Ohrpinselchen, andere Kleine in dem Alter überhaupt nicht.

Wie man sieht, sind unsere Eichhörnchen sowohl farblich als auch pinselmäßig sehr individuell und verschieden. Viel Spaß beim Lesen und Durchschauen! Bitte teilt diesen Text, damit es nicht weiter zu Fehlinformation kommt. Leider starben deshalb schon einige Tiere mit dunkler Fellfarbe in Süddeutschland weil sie für die vermeintlichen Invasoren (Grauhörnchen) gehalten wurden.